"Generation Mitte" ist krisenfest - Aber "es wird zu viel gejammert"

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Berlin (Reuters) - Trotz der mauen Konjunktur als Folge von Inflation und Energiekrise ist die Stimmung unter den 30- bis 59-Jährigen in Deutschland vergleichsweise gut.

Diese sogenannte "Generation Mitte" ist tendenziell zufriedener mit ihrer eigenen finanziellen Situation als im vergangenen Jahrzehnt, wie am Dienstag aus einer Allensbach-Umfrage für den Versicherer-Verband GDV unter gut 1000 Personen hervorgeht. Demnach steigt auch der Zukunftsoptimismus, während die Angst vor einem sozialen Abstieg zurückgeht. Die "Generation Mitte" sehe sich in einer relativ gefestigten Lage, die vor allem durch die Corona-Pandemie kurzfristig angegriffen worden sei, sagte Allensbach-Chefin Renate Köcher. "Viele stimmen der These zu, dass bei uns zu viel gejammert wird und die Lage besser ist als die Stimmung", sagte Köcher.

"Wir sind überrascht, wie stabil und krisenfest die mittlere Generation ist", sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), bei der Vorstellung der Studie. Selbst die hohe Inflation des vergangenen Jahres habe die materielle Situation und Zufriedenheit der Befragten nicht nachhaltig beeinträchtigt. "Dazu trägt auch der robuste Arbeitsmarkt bei." Dennoch erklärten 75 Prozent, sie lebten in besonders unsicheren Zeiten.

Aktuell ziehen 38 Prozent der 30- bis 59-Jährigen die Bilanz, dass es ihnen wirtschaftlich besser geht als vor fünf Jahren, während 26 Prozent von einer Verschlechterung berichten. Auch die künftige Entwicklung wird laut Umfrage heute deutlich positiver eingeschätzt als nach der Virus-Pandemie vor zwei Jahren: Jeder fünfte Befragte geht von Wohlstandsgewinnen in den kommenden fünf Jahren aus, nur noch 13 Prozent glauben an Einbußen. Trotz der grundsätzlich positiven Stimmung sieht die "Generation Mitte" große Herausforderungen für Deutschland und erheblichen Reformbedarf. 46 Prozent der Befragten halten tiefgreifende Reformen für nötig. Fast ebenso viele wünschen sich auch mehr Tempo bei Veränderungen. Diese sind laut Umfrage vor allem erforderlich im Pflegebereich, im Bildungssystem und im Gesundheitswesen. Ebenfalls wichtig sind der Personengruppe auch die sozialen Sicherungssysteme wie die gesetzliche Rentenversicherung und ganz allgemein die Digitalisierung.

Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland gelten als Leistungsträger der Gesellschaft. Denn sie stehen im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen den Angaben zufolge 70 Prozent der Erwerbstätigen und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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